Studienwahl – Wie unterscheidet sich die Studienwahl von Frauen und Männern?

Mit Fortdauer der Oberstufe wird die Frage der Studienwahl immer wichtiger. Ob die Entscheidung für ein Studium schon getroffen wurde oder nicht, in beiden Fällen ist es spannend, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Wie auch immer deine Entscheidung für ein Studium letztlich ausfällt: Spätestens wenn du zu studieren beginnst wirst du merken, dass es noch immer Studienrichtungen gibt, in denen der Männeranteil relativ hoch ist, genauso wie es Studienrichtungen gibt, in denen der Frauenanteil relativ hoch ist. „Männer studieren Technik und Wirtschaft, Frauen Lehramt und Geisteswissenschaften“ – ganz so einfach lassen sich die Unterschiede in der Studienwahl von Frauen und Männern jedoch nicht mehr zusammenfassen. Wie die Karten im genderATlas zeigen, ist die Studienwahl heute vor allem bei den Frauen sehr vielfältig.

Natürlich solltest du deine Studienentscheidung nicht primär nach dem Frauen- bzw. Männeranteil in den verschiedenen Studienrichtungen treffen. Dennoch ist es sicher spannend zu überlegen, ob du mit einer bestimmten Studienwahl „im regionalen Trend“ liegst oder ob du – statistisch gesehen – eher eine Ausnahme darstellst bzw. darstellen wirst. Klick einfach einmal auf deinen Heimatbezirk und schaue, welche Studienzweige die anderen aus deinem Umfeld „typischerweise“ wählen.

Die Karte

Während sich Frauen annähernd gleichmäßig auf die verschiedenen Studienfelder verteilen, beschränkt sich der Großteil der Männer auf ausgewählte Fächer. Charakteristisch ist diese Konzentration auf vor allem technische Studienrichtungen in Teilen Oberösterreichs und der Steiermark, in den Städten und im Westen Österreichs ist sie weniger stark ausgeprägt. Einen wesentlichen Einfluss auf diese Konzentration übt das regionale Hochschulangebot aus.

Während sich Frauen annähernd gleichmäßig auf die verschiedenen Studienfelder verteilen, beschränkt sich der Großteil der Männer auf ausgewählte Fächer. Charakteristisch ist diese Konzentration auf vor allem technische Studienrichtungen in Teilen Oberösterreichs und der Steiermark, in den Städten und im Westen Österreichs ist sie weniger stark ausgeprägt. Einen wesentlichen Einfluss auf diese Konzentration übt das regionale Hochschulangebot aus.

Lade Daten...
Klick auf den Bezirk zeigt Details der gewählten Studienfelder.

In den westlichen Bundesländern verteilen sich die männlichen Studierenden annähernd gleichmäßig auf die Studienrichtungen, in vielen Bezirken der Steiermark, Ober- und Niederösterreichs konzentrieren sich Männer stark auf technische und wirtschaftswissenschaftliche Fächer.

Weibliche Studierende konzentrieren sich in keinem Bezirk so stark auf einzelne Fächer wie männliche Studenten. Die stärksten Konzentrationen findet sich im Süden Österreichs: hier sind ein großer Teil der Studentinnen in geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern inskribiert.

Männer
Frauen
Datenstand 2011. Quelle: STATcube – Statistische Datenbank von STATISTIK AUSTRIA, eigene Bearbeitung. Kartendaten: OpenStreetMap und Mitwirkende
Verwendung: Kartenbild & Texte CC-BY 3.0 AT / Namensnennung: genderatlas.at
  • Betrachte die Karte „Studienwahl Männer“ und achte besonders auf die räumlichen Unterschiede in Bezug auf die Studienwahl. Wie sind diese räumlichen Unterschiede zu erklären?
  • Welche wesentlichen Unterschiede kannst du feststellen, wenn du die Karten „Studienwahl Männer“ und „Studienwahl Frauen“ miteinander vergleichst?
  • Fallen dir generell Unterschiede zwischen ländlich geprägten Gebieten und urbanen Zentren bei der Studienwahl von Frauen und Männern auf? Welche lassen sich feststellen, und was könnten die Ursachen dafür sein?
  • In der Karte wird der Gini-Simpson-Diversitätsindex zur Messung der Vielfalt bei der Wahl der Studienfelder verwendet. Der Wert dieses Index gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass zwei zufällig ausgewählte Studierende (aus einem bestimmten Heimatbezirk) eine Studienrichtung aus unterschiedlichen Studienfeldern wählen. Je höher der Wert, desto vielfältiger ist die Wahl der Studienfelder der Studierenden die aus einem bestimmten Bezirk stammen.
  • Aus dem Spinnendiagramm jedes Bezirkes kannst du herauslesen, wie hoch die Anteile der Frauen bzw. Männer sind, die eine Studienrichtung in einem der acht Studienfelder wählen.

Themenfeld Studienwahl – Wie unterscheidet sich die Studienwahl von Frauen und Männern?

  • Die Zusammensetzung der Studierenden hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Noch vor 100 Jahren gab es kaum weibliche Studierende an österreichischen Universitäten. Recherchiere Zahlen zum Anteil weiblicher Studierender an den österreichischen Universitäten für die letzten 50 Jahre. Zeichne Verlaufsgraphiken für die verschiedenen Universitäten und interpretiere diese.
  • Recherchiere anschließend auch genauere Daten zu den Studienfächern von Frauen und Männern an den österreichischen Universitäten. Wo du Daten dazu finden kannst, steht in den weiteren Informationen. Erstelle eine Übersicht: In welchen Fächern gibt es mehr weibliche, in welchen mehr männliche AbsolventInnen? Gibt es Fächer, wo der Anteil ungefähr gleich ist? Gibt es typische „Männer- bzw. Frauen-Studien“? In welchen Bereichen gibt es eine hohe Konzentration, wo ist die Verteilung ausgeglichen? Gibt es Unterschiede an den verschiedenen Universitäten?
  • Die Entscheidung für ein bestimmtes Studium beeinflusst deine berufliche Zukunft wesentlich. Überlege dir, welches Studienfach du studieren möchtest beziehungsweise zu welchen Studienrichtungen du tendierst. Befrage auch deine Klassenkollegen und -kolleginnen, welche Studienfächer für sie in Frage kommen. Kannst du Unterschiede zwischen Männern und Frauen feststellen? Wie viele verschiedene Studienrichtungen wurden gewählt? Gibt es eindeutige Favoriten? Ist die Auswahl der Frauen vielfältiger als jene der Männer?
  • Weite deine Befragung auf deinen Freundes- und Bekanntenkreis aus, und dokumentiere – nach Männern und Frauen getrennt – wer sich für welche Studienrichtung entschieden hat oder entscheiden würde. Welche Schlüsse kannst du aus deinen Befragungsergebnissen ziehen?
  • Recherchiere, welche verschiedenen Studienrichtungen in Österreich angeboten werden und stelle begründete Hypothesen auf, wie das Verhältnis der Geschlechter in den einzelnen Studienrichtungen aussehen könnte. Versuche deine Annahmen mithilfe statistischer Daten und Informationen der Universitäten und Hochschulen zu überprüfen.
  • Wirf einen Blick hinter die Kulissen und in die Vergangenheit der österreichischen Universitäten (speziell der Universität Wien, die bereits 1365 gegründet wurde). Hat sich die Studienwahl von Frauen und Männern im Laufe der Zeit verändert? Wie haben sich die Studienrichtungen verändert? Durfte jedermann und jedefrau immer schon studieren? Waren alle zu allen Studienrichtungen zugelassen?
  • Recherchiere, wann die erste Frau in Österreich an einer Universität zugelassen wurde. Finde heraus, welches Studienfach sie studiert hat? Entspricht ihre Studienwahl dem heutigen Bild, dass Frauen eher ein Studium der Geistes- und Kultur- beziehungsweise Sozial- und Wirtschaftswissenschaften abschließen, oder hat sie ein technisches oder medizinisches Studium absolviert? Erstelle eine kurze Biographie.
  • Beschäftige dich mit den Daten und Informationen, die der obenstehenden Karte entnommen werden können. Daraus geht hervor, dass geisteswissenschaftliche Fächer eher von Frauen studiert werden, wohingegen in technischen Fächern eher Männer zu finden sind. Entsprechend könnte auch ein Überhang von weiblichen Lehrenden an den Universitäten in geisteswissenschaftlichen Fächern vermutet werden. Ist das wirklich so? Gibt es umgekehrt mehr männliche Professoren in den technischen Studiengängen? Recherchiere das Geschlechterverhältnis bei Lehrenden der verschiedenen Studienrichtungen und analysiere das Ergebnis.
  • Recherchiere, zu welchen Zeitpunkten es neue politische Maßnahmen oder Regelungen gab, die den Zugang zu höherer und akademischer Ausbildung erleichterten? Seit wann gibt es Universitäten auch außerhalb von Wien und den großen Landeshauptstädten? Welche Rolle spielte die Gründung neuer Universitäten und Fachhochschulen in den Bundesländern insbesondere für den Zugang von Frauen zu einer akademischen Ausbildung? Gehe auch der Frage nach, wie sich die Situation am Arbeitsmarkt für MaturantInnen im Laufe der Zeit verändert hat. Verwende diese Recherchen zu Interpretation von „Sprüngen“ im Anteil von weiblichen Studierenden an den österreichischen Universitäten.
  • Recherchiere die Berufschancen für die verschiedenen Studienfächer. Eine gute Basis dafür können die AbsolventInnen-Trackings sein, die verschiedene Universitäten durchführen. Du kannst zum Thema auch Interviews mit ExpertInnen durchführen – oder eine Befragung bei AbsolventInnen verschiedener Studienrichtungen. Stelle dar und diskutiere, inwiefern die Geschlechterspezifik bei der Wahl der Studienrichtung einen Einfluss auf die späteren Karriere- und Verdienstmöglichkeit hat?
  • Für deine berufliche Zukunft ist es wichtig, darüber nachzudenken und zu recherchieren welche Auswirkungen und Konsequenzen eine bestimmte Studienwahl haben kann. Entscheidest du dich für das Studium, das dich am meisten interessiert, oder tendierst du zu einem Studium, das die besten Berufschancen verspricht (genügend Nachfrage, hoher Gehalt etc.)? Notiere deine Gedanken und Überlegungen. Recherchiere anschließend, inwiefern sich deine Erwartungen an das Studium und die Berufschancen mit den realen Erfahrungen der Absolventinnen und Absolventen der entsprechenden Studienrichtung decken.
    Tipp für die Recherche: Die Universität Wien stellt auf ihrer Homepage zu jedem angebotenen Studium die Ergebnisse einer Befragung von AbsolventInnen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auch eine Erhebung zu den Berufseinstiegsprofilen der AbsolventInnen der Universität Wien für die verschiedenen Studien.
  • Hast du dich schon einmal gefragt, ob es im Hinblick auf die Studienwahl von Frauen und Männern Unterschiede zwischen der Generation deiner Eltern und deiner Generation gibt? Recherchiere die Veränderungen über die letzten 30 Jahre und überlege, welche Gründe für diese ausschlaggebend gewesen sein könnten? Führe dazu eventuell auch Interviews mit Personen aus der Generation deiner Eltern die studiert haben.
  • Der Anteil von Frauen in (manchen) technischen Studienrichtungen ist noch immer relativ gering. Überlege dir mögliche Ursachen für den Männerüberhang in technischen Studienrichtungen, stelle Hypothesen auf und recherchiere, welche möglichen Erklärungen in wissenschaftlichen Studien und Publikationen angeboten werden.
  • Gewisse Studienrichtungen sind in den Medien stärker präsent, werden stärker beworben und hervorgehoben als andere. Welche sind das? Welche Art an Medien wird für die Präsentation und Bewerbung von Studienrichtungen genutzt? Wie werden die Studienrichtungen präsentiert und beworben? Sprechen gewisse Studienrichtungen, die mehrheitlich von Frauen oder Männern gewählt werden, das jeweils andere Geschlecht mit Initiativen oder Kampagnen direkt an? Recherchiere in verschiedenen Medien, versuche zentrale Punkte herauszuarbeiten und belege diese mit Beispielen. Analysiere z.B. auch deine Schulbücher danach, ob darin bestimmte Studienrichtungen und Berufe eindeutig Männern oder Frauen zugeordnet werden.
  • Überlege dir, wie du selbst eine Kampagne für eine ausgewählte Studienrichtung gestalten würdest, um auch das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht gezielt anzusprechen.
  • Ein annähernd ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in den verschiedenen Studienrichtungen ist aus gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Sicht ein erstrebenswertes Ziel. Mit welchen Mitteln und/oder durch welche Aktionen könnte man das erreichen? Überlege dir, welche Institutionen dazu beitragen könnten, und welche Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung notwendig wären. Ist es deiner Meinung nach überhaupt erstrebenswert ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern in einzelnen Studienrichtungen zu schaffen? Begründe deine Position.
  • Universitätsleben 2116: Skizziere deine Vorstellungen und Utopien über das Studieren und die Geschlechterverhältnisse an österreichischen Universitäten und Hochschulen in 100 Jahren.

Forschungsmethode

Für diesen Beitrag empfehlen wir die folgende Forschungsmethode:

 

Weitere Infos

Weiterführende kommentierte Quellen, Materialien und Links (Stand Oktober 2016).
  • Gisbert K. (1999): Geschlecht und Studienwahl: biographische Analysen geschlechtstypischer und –untypischer Bildungswege. Münster u.a.: Waxmann. Das Buch (eine Dissertation) ist zwar schon etwas älter, es gibt jedoch einen kompakten Einblick in theoretische Überlegungen, welche (vor allem) psychologischen Faktoren eine geschlechtstypische bzw. untypische Studienwahl beeinflussen. Es könnte ein guter Ausgangspunkt für eigene biographische Analysen sein.
  • Oechsle M., Knauf H., Maschetzke C. und Rosowski E. (Hrsg.) (2009): Abitur und was dann? Berufsorientierung und Lebensplanung junger Frauen und Männer und der Einfluss von Schule und Eltern. Wiesbaden (Geschlecht & Gesellschaft Band 34).

Alle Universitäten in Österreich stellen mittlerweile Zahlen und Daten zu den Studierenden und Lehrenden nach Geschlecht und für die verschiedenen Studienrichtungen zur Verfügung.

  • Gender im Fokus 5. Frauen und Männer an der Universität Wien. Download unter gleichstellung.univie.ac.at
  • uni:data Datawarehouse Hochschulbereich des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Hier findest du viele Zahlen und Publikationen zu Studierenden und AbsolventInnen an den Österreichischen Hochschulen seit 2001. Es gibt sogar einen eigenen Bereich Gender Monitoring.
  • Uniport Das Karrierezentrum der Universität Wien führt unter seinen AbsolventInnen regelmäßig Befragungen zu ihrem Berufseinstieg durch. Diese geben einen Überblick über die ersten 5 Berufsjahre von ehemaligen Studierenden. Andere österreichische Universitäten erstellen ähnliche „Karriere-Trackings von AbsolventInnen“. Behalte auch im Hinterkopf, dass solche Karrierezentren interessante Ansprechpartner für mögliche Interviews und weitere Informationen sind.
  • Bundesministerin für Frauen und Öffentlicher Dienst (2010): Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. Wien: Bundeskanzleramt. Kapitel 2. Bildung, S. 77‒124. Im Kapitel Bildung im Frauenbericht 2010 findest du auf S. 103‒114 Basisdaten zur Entwicklung von Studierendenzahlen, Abschlüssen, Hochschulprofessorinnen u.ä.m.
  • studienwahl.at Wenn du dir in der Wahl deines Studiums noch unsicher bist, könntest du einen Blick auf diese Internetseite werfen. Hier werden verschiedene Studienrichtungen präsentiert. Mit einem Klick auf ein Fach deines Interesses, bekommst du eine ausführliche Erklärung über dieses Studium inklusive Informationen über die Standorte, die Studiendauer, den akademischen Grad, die Kosten usw.
  • studieren.at Hier bekommst du nicht nur Informationen zu den einzelnen Studiengängen sondern auch zu diversen Hochschulen und generell rund ums Thema „Studieren“ (z.B. Studieren ohne Matura / mit Kind / mit Behinderung / alles über Rechte und Pflichten usw.).
  • bestinfo.at Auf dieser Homepage findest du Informationen zum Thema Beruf, Studium und Weiterbildung. Kurz vor deinem Abschluss, vor allem wenn du dir noch etwas unsicher bezüglich deines weiteren beruflichen Werdegangs bist, kannst du auf dieser Seite herausfinden, wann die nächsten Messen angeboten werden, um dich ausreichend informieren zu können.
Beitrag: Nadine Reich, Christiane Hintermann