Lehrberufe – gleiche Chancen für Frauen und Männer?

Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, welchen Beruf du einmal ausüben möchtest? Vielleicht würdest du gerne eine weiterführende Schule besuchen und nach Ende der Schulzeit mit einem Studium beginnen. Oder kannst du dir eher vorstellen, eine Lehre zu machen? Wusstest du, dass in Österreich Frauen seltener eine Lehre machen als Männer und dass sich das Gehalt in verschiedenen Lehrberufen teilweise sehr stark voneinander unterscheidet? Im Dienstleistungssektor beispielsweise (hoher Frauenanteil) ist die Entlohnung tendenziell geringer als in technisch-handwerklichen Bereichen (höherer Männeranteil).

Mit dem genderATlas kannst du vielen spannenden Fragen zum Thema „Lehrberufe – gleiche Chancen für Frauen und Männer?“ auf den Grund gehen. Wie findest du etwa heraus, welche Lehrberufe in der Nähe deines Wohnortes angeboten werden und wie viel du in einem bestimmten Lehrberuf monatlich verdienst? Wie findest du einen Betrieb, der eine entsprechende Lehre anbietet, wenn du dir einen etwas ausgefalleneren Lehrberuf ausgesucht hast? Haben Freunde und Freundinnen, die in einem anderen Bezirk wohnen, ein anderes Angebot an Lehrplätzen zur Verfügung als du?

Die Karte

Österreichweit wählen mehr junge Männer als Frauen einen Lehrberuf: Rund 37.000 Frauen und 73.000 Männer befanden sich 2015 in einer Lehre. In den Städten unterscheidet sich die Anzahl der männlichen und weiblichen Lehrlinge aufgrund einer vielfältigeren Wirtschaftsstruktur weniger stark als im Stadtumland und in einigen peripheren Bezirken.

Die Wahl des Lehrberufes unterscheidet sich stark zwischen den Geschlechtern: Junge Männer konzentrieren sich weniger auf einzelne Berufe, ein großer Anteil der weiblichen Lehrlinge hingegen entscheidet sich für den Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin als Lehrberuf. Die Top5 der Lehrberufe unterliegt jedoch deutlichen regionalen Schwankungen sowie auch die Konzentration auf diese Lehrberufe.

Die Wahl des Lehrberufes unterscheidet sich stark zwischen den Geschlechtern: Junge Männer konzentrieren sich weniger auf einzelne Berufe, ein großer Anteil der weiblichen Lehrlinge hingegen entscheidet sich für den Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin als Lehrberuf. Die Top5 der Lehrberufe unterliegt jedoch deutlichen regionalen Schwankungen sowie auch die Konzentration auf diese Lehrberufe.

Die Wahl des Lehrberufes unterscheidet sich stark zwischen den Geschlechtern: Junge Männer konzentrieren sich weniger auf einzelne Berufe, ein großer Anteil der weiblichen Lehrlinge hingegen entscheidet sich für den Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin als Lehrberuf. Die regionale Top5 der Lehrberufe unterliegt jedoch deutlichen räumlichen Schwankungen sowie auch die Konzentration auf diese Lehrberufe.

Obwohl weibliche Lehrlinge nach wie vor auf klassisch weiblich konnotierte Lehrberufe konzentriert sind, steigt in Folge von zielgerichteter Lehrlingspolitik und Anwerbungsinitiativen lokaler Akteure der Anteil von Frauen in MINT-Lehren. Während 2005 nur in einem Bezirk der Anteil von weiblichen Lehrlingen in diesem Bereich über 15% lag, waren es 2015 schon 34 Bezirke. Durchschnittlich absolvieren österreichweit 13,4% aller weiblichen Lehrlinge eine Lehrlingsausbildung im MINT-Bereich.

Anteil weiblicher Lehrlinge in MINT-Berufen

Die Lehrlingsentschädigung wird von den Kollektivverträgen der jeweiligen Branchen bestimmt – so liegen die Entschädigungen in technischen Ausbildungsberufen tendenziell höher als im Dienstleistungssektor. Der Anteil an Lehrlingen in über- bzw. unterdurchschnittlich bezahlten Lehrberufen wird somit stark von der Wirtschaftsstruktur der Region beeinflusst. Auffällig ist dabei, dass weibliche und männliche Lehrlinge zu höchst unterschiedlichen Anteilen in diesen Gruppen vertreten sind.

Anteil der Lehrlinge mit einer durchschnittlichen Lehrlingsentschädigung von
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Die Karte stellt die Lehrlinge nach Arbeitsmarktbezirk dar und lässt somit implizit Schlüsse auf die lokale Wirtschaftsstruktur zu. Beispielsweise in den Bezirken Mattersburg, Gmünd, Oberpullendorf, Lilienfeld, Tamsweg oder Tulln, in denen über drei Mal so viele männliche wie weibliche Lehrlinge in Ausbildung sind, begünstigt der Branchenmix eher männlich dominierte Lehren. Einzig in den Wiener Bezirken Josefstadt, Neubau, Innere Stadt und Alsergrund übersteigt aufgrund des hohen Dienstleistungs- und Handelsanteil die Zahl der weiblichen Lehrlinge jene der männlichen.
Betrachtet man weibliche und männliche Lehrlinge gemeinsam, so kommt es aufgrund der Durchmischung der präferierten Branchen zu vergleichsweise geringen Konzentrationen auf die regionale Top5 der Lehrberufe. Höhere Konzentrationen sind nur in Regionen zu beobachten, in denen die Anzahl an weiblichen Lehrlingen gering ist. Als Berufe, in denen Burschen und Mädchen ähnlich stark vertreten sind, lassen sich beispielsweise Bürokauffrau/-mann oder Stellen im Einzelhandel anführen.
Vor allem in Regionen, in denen der sekundäre Sektor weniger stark ausgeprägt ist, liegt eine höhere Konzentration von weiblichen Lehrlingen auf die regionale Top5 der Lehrberufe vor. In Städten gewinnt die Lehrberufsgruppe Büro, Handel und Finanzen in den regionalen Rankings an zusätzlicher Bedeutung und führt teilweise zu einer höheren Diversität. Im Westen finden sich zusätzlich verstärkt Berufe aus dem Bereich Tourismus, Gastgewerbe und Hotellerie in den Top5.
Männliche Lehrlinge konzentrieren sich vergleichsweise weniger auf die regionalen Top5-Lehrberufe. Nur in stark spezialisierten Regionen (bspw. Teile der Steiermark) kommen ähnlich hohe Anteilswerte wie bei weiblichen Lehrlingen zu Stande. Die geringste Konzentration liegt in Tourismusregionen vor, da Lehrstellen in der Branche Tourismus, Gastgewerbe und Hotellerie beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen. Vergleicht man die Anteile des jeweils anderen Geschlechts in den regionalen Top5-Rankings, wird eine geringere Durchdringung der typisch männlichen Berufe durch weibliche Lehrlinge deutlich.
Der Anteil an weiblichen Lehrlingen im MINT-Bereich ist vor allem in Bezirken hoch, die eine industrielle Prägung aufweisen und über eine verhältnismäßig höhere Anzahl an Ausbildungsplätzen in diesen Sektoren aufweisen. Deutlich erkennbar werden hohe Anteile von weiblichen MINT-Lehrlingen in Oberösterreich sowie in der Steiermark. Betrachtet man die Entwicklung zwischen 2005 und 2015, so weist auch Niederösterreich eine dynamische Entwicklung auf.
Der Anteil an weiblichen Lehrlingen im MINT-Bereich ist vor allem in Bezirken hoch, die eine industrielle Prägung aufweisen und über eine verhältnismäßig höhere Anzahl an Ausbildungsplätzen in diesen Sektoren aufweisen. Deutlich erkennbar werden hohe Anteile von weiblichen MINT-Lehrlingen in Oberösterreich sowie in der Steiermark. Betrachtet man die Entwicklung zwischen 2005 und 2015, so weist auch Niederösterreich eine dynamische Entwicklung auf.
Überdurchschnittliche Anteile an Lehrlingen mit einem durchschnittlichen Lehrlingsentgelt von über 1000€ herrschen vor allem in peripheren Bezirken vor. Auffällig ist die geringe Anzahl von weiblichen Lehrlingen mit vergleichsweise hohen Entschädigungen, da hohe Entschädigungen vor allem in Branchen üblich sind, die einen geringen Frauenanteil aufweisen. Die Verteilung auf diese Gehaltsgruppen ist somit ein Abbild der geschlechterspezifischen Berufswahl. In den Städten ist das Verhältnis zwischen Mädchen und Burschen ausgeglichener, hier sind Lehrlingsentschädigungen jedoch generell niedriger, wie auch an den hohen Anteilswerten an Lehrlingen mit einem durchschnittlichen Entgelt von unter 700€ ersichtlich wird.
Überdurchschnittliche Anteile an Lehrlingen mit einem durchschnittlichen Lehrlingsentgelt von über 1000€ herrschen vor allem in peripheren Bezirken vor. Auffällig ist die geringe Anzahl von weiblichen Lehrlingen mit vergleichsweise hohen Entschädigungen, da hohe Entschädigungen vor allem in Branchen üblich sind, die einen geringen Frauenanteil aufweisen. Die Verteilung auf diese Gehaltsgruppen ist somit ein Abbild der geschlechterspezifischen Berufswahl. In den Städten ist das Verhältnis zwischen Mädchen und Burschen ausgeglichener, hier sind Lehrlingsentschädigungen jedoch generell niedriger, wie auch an den hohen Anteilswerten an Lehrlingen mit einem durchschnittlichen Entgelt von unter 700€ ersichtlich wird.

Hinweis: Aus Gründen des Datenschutzes wurden Lehrlingszahlen unter 3 (Top5-Lehrberufe und Lehrlingsvergütung) jeweils auf 3 aufgerundet.
Datenstand 2015. Quelle: WKO Lehrlingsstatistik 2005 und 2015, eigene Bearbeitung, Lehrlingsentschädigungen: berufslexikon.at. Kartendaten: OpenStreetMap und Mitwirkende & WKO
Verwendung: Kartenbild & Texte CC-BY 3.0 AT / Namensnennung: genderatlas.at

Arbeiten mit den Karten

  • In dieser Karte ist der Anteil der männlichen Lehrlinge an allen Lehrlingen dargestellt. Setz dich zuerst mit der Karte auseinander und versuche herauszufinden, was die Farbabstufungen von hellblau bis dunkelblau bedeuten. Was heißt es für einen Bezirk, wenn er heller oder dunkler als ein anderer Bezirk eingefärbt ist? Was bedeutet es, wenn ein Bezirk mit dem dunkelsten bzw. hellsten Blau eingefärbt ist? Vergiss dabei nicht auf die Legende, die dir beim Verständnis der Karte hilft.
  • Wenn du einen Bezirk anklickst, öffnet sich ein Fenster, in dem du den Anteil männlicher Lehrlinge an allen Lehrlingen im Bezirk ablesen kannst. Du kannst diesen Wert mit den Werten eines anderen Bezirkes in Österreich vergleichen. Damit bist du in der Lage, Aussagen darüber zu formulieren, ob dein Wohnbezirk einen überdurchschnittlichen, unterdurchschnittlichen oder gleichen Anteil an männlichen Lehrlingen hat.
  • Kannst du ein räumliches Muster im Hinblick auf die Anteile der männlichen Lehrlinge in verschiedenen Regionen in Österreich feststellen? Möglicherweise lassen sich Unterschiede zwischen Land- und Stadtbezirken oder zwischen Nord-Süd oder Ost-West erkennen. Formuliere mögliche Gründe für diese Unterschiede. Gibt es Bezirke, die gar nicht in das allgemeine Muster passen, das du festgestellt hast? Überlege dir auch hier wieder, welche Ursachen und Gründe dafür verantwortlich sein könnten.
  • Mit Hilfe dieser drei Karten kannst du herausfinden, wie viele Lehrlinge in einem bestimmten Bezirk insgesamt einen der fünf meistgewählten Lehrberufe erlernen. Es gibt dazu eine Karte, in der die Gesamtwerte dargestellt sind sowie jeweils eine eigene Karte für Mädchen und eine für Burschen. Schau dir zuerst die Karte mit den Gesamtwerten an und überlege, was helle und dunkle Grünwerte aussagen. Nimm auch hier die Legende zu Hilfe, um die Karte erklären zu können.
  • Vergleiche anschließend die Karte der TOP5-Lehrberufe der Mädchen mit jener der Burschen. Was fällt dir auf? Was fällt dir auf, wenn du bestimmte Bezirke in beiden Karten miteinander vergleichst? Gibt es hier Übereinstimmungen oder Unterschiede? Was könnten jeweils die Ursachen dafür sein? Welche Karte ist insgesamt heller/dunkler eingefärbt? Was bedeutet das?
  • Wenn du die einzelnen Karten näher betrachtest, kannst du wieder versuchen bestimmte räumliche Muster zu erkennen. Welche Unterschiede kannst du zwischen verschiedenen Bezirken, Bundesländern oder Regionen feststellen?
  • Wenn du auf einen Bezirk klickst, öffnen sich ein Fenster mit dem Bezirksnamen und dem jeweiligen Anteil der Jugendlichen – getrennt nach Burschen und Mädchen – die einen der TOP5-Lehrberufe erlernen. Zusätzlich angegeben ist auch die durchschnittliche Entlohnung in diesen Lehrberufen. Schau dir die Daten für die TOP5-Lehrberufe bei den Mädchen und Burschen für deinen Heimatbezirk an. Was sind die von Burschen bzw. von Mädchen am häufigsten gewählten Lehrberufe? Inwiefern unterscheiden sich diese Lehrberufe – auch im Hinblick auf die Lehrlingsentschädigung? Gibt es TOP5-Lehrberufe bei den Burschen, die auch von relativ vielen Mädchen gewählt werden – und umgekehrt? Was leitest du aus diesen Vergleichen für deine eigene Berufswahl ab?
  • Vergleiche nun zwei oder drei Bezirke miteinander. Welche Unterschiede hinsichtlich der TOP5-Lehrberufe bei Burschen und Mädchen lassen sich erkennen? Beschreibe die Unterschiede und überlege dir, was die Ursachen für diese Unterschiede sein könnten.
  • Nach wie vor ergreifen Frauen und Mädchen seltener so genannte MINT-Berufe (Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) als Männer und Burschen. In den Karten wird der Anteil von Mädchen in MINT-Lehrberufen nach Bezirken für das Jahr 2015 und das Jahr 2005 dargestellt. Wenn du auf einen Bezirk klickst, erscheinen der Name des Bezirks und der entsprechende Anteil. Versuche in einem ersten Schritt herauszufinden, was helle und dunkle Werte in den Karten bedeuten. Schau dir dazu die Legende an.
  • Betrachte die Karte für das Jahr 2015: Welche Regionen sind dunkel eingefärbt? Was bedeutet dies? Hast du eine Erklärung dafür wieso in diesen Regionen auch Mädchen stärker in MINT-Lehrberufen zu finden sind? Welche Erklärung könnte es etwa dafür geben, dass der Anteil der Frauen und Mädchen in vier nebeneinanderliegenden Bezirken in der Steiermark deutlich höher ist, als im restlichen Österreich? Haben diese Bezirke vielleicht gewisse Gemeinsamkeiten, die auf mögliche Ursachen schließen lassen? Vielleicht könntet ihr euch zu dieser Frage auch eine Expertin / einen Experten einladen.
  • Auch wenn der Anteil der Mädchen in MINT-Lehrberufen zwischen 2005 und 2015 relativ deutlich gestiegen ist, ist er mit österreichweit 13% immer noch sehr niedrig. Warum glaubst du gibt es so einen großen Unterschied im Anteil von Mädchen und Burschen die MINT-Berufe erlernen? Womit könnte das zusammenhängen? Stelle dir schließlich auch die Frage, wieso die Anteile an Mädchen in MINT-Lehrberufen in einigen Regionen besonders gering sind?
  • Vergleiche anschließend die beiden Karten für das Jahr 2005 und 2015. Was bedeutet es, wenn die dunklen Farben zwischen 2005 und 2015 zunehmen? Schau dir dann verschiedene Bezirke in deinem Heimatbundesland an. In welchen Bezirken ist eine Zunahme, in welchen eventuell auch eine Abnahme des Anteils an Mädchen in MINT-Lehrberufen zu erkennen? Überlege, woran das liegen könnte. Diskutiert das eventuell auch wieder mit einer Expertin / einem Experten.
  • Nicht alle Lehrberufe werden gleich gut bezahlt. Aus diesen beiden Karten kannst du ablesen, wie hoch der Anteil der Lehrlinge in einem bestimmten Bezirk ist, die über alle Lehrjahre gerechnet durchschnittlich weniger als 700 Euro im Monat verdienen und jene die mehr als 1.000 Euro pro Monat erhalten. Was fällt dir auf, wenn du die beiden Karten betrachtest? In welchen Regionen und Bezirken ist der Anteil an gut bezahlten Lehren relativ hoch, in welchen eher gering? Welche räumlichen Muster, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten kannst du aus den Karten ablesen? Inwiefern überrascht dich das Muster?
  • Konzentriere dich zuerst einmal nur auf die Landeshauptstädte: Woran könnte es liegen, dass hier der Anteil der Lehrlinge, die mehr als 1000 Euro verdienen, deutlich niedriger ist als in den anderen Bezirken? Versuche mögliche Begründungen zu finden.
  • Konzentriere dich dann auf Bezirke mit hohen Anteilen an gut bezahlten Lehren – am besten in deinem Heimatbundesland. Schaue dann, wie hoch die Anteile an gering bezahlten Lehren in diesen Bezirken sind. Überlege was es bedeuten könnte, wenn sowohl der Anteil an gut, als auch der Anteil an gering bezahlten Lehren in einem Bezirk sehr hoch sind.

Themenfeld Karriere mit Lehre

  • Die meisten Jugendlichen suchen eine Lehrstelle in ihrer näheren Umgebung. So können sie während der Lehrjahre noch bei ihren Eltern wohnen bleiben. Aber: Welche Lehrberufe kannst du in deiner Region, in deinem Wohnbezirk überhaupt erlernen? Überlege zuerst welche Betriebe du in deiner Umgebung kennst und befrage auch deine Eltern und FreundInnen dazu. Versuche in einem weiteren Schritt herauszufinden, ob und für welche Berufe diese Betriebe Lehrlinge ausbilden. Das kannst du zum Beispiel auf der Homepage des jeweiligen Betriebs nachlesen. Eine Liste aller eingetragenen Lehrbetriebe findest du darüber hinaus auf der Webseite der österreichischen Wirtschaftskammer (WKO): lehrbetriebsuebersicht.wko.at.
  • Eine Lehrstelle für einen bestimmten Beruf zu finden ist nicht immer einfach. In manchen Berufen und Regionen gibt es mehr offene Lehrstellen als Jugendliche, die sich dafür bewerben, in anderen Berufen und Regionen ist es genau umgekehrt. Recherchiere in welchen Berufen es viele offene Lehrstellen gibt. Ist das Angebot in allen Bezirken gleich oder kannst du regionale Unterschiede erkennen? Die Webseite des Arbeitsmarktservice (AMS) kann dir dabei helfen. Dort findest du die aktuell ausgeschriebenen Lehrstellen – gegliedert nach Bundesländern, Bezirken und sogar Gemeinden: ams.at/lehrstellen.
  • Falls du dich konkret für einen Lehrplatz interessierst: Bedenke, dass nicht alle Betriebe ihre offenen Stellen an das AMS melden und auch eine Bewerbung, die du von dir aus an einen Betrieb richtest (eine so genannte Initiativbewerbung) eine gute Möglichkeit ist, eine Lehrstelle genau in dem Berufsfeld zu finden, das du dir ausgesucht hast.
  • Vielleicht kennst du schon einige Lehrberufe, kannst dir aber noch nicht genau vorstellen, wie der Berufsalltag aussieht und was die täglichen Aufgaben sind. Informationen dazu findest du im Berufslexikon: berufslexikon.at/berufsliste. Dort gibt es eine Liste von rund 1800 Berufen – von vielen wirst du wahrscheinlich noch gar nicht wissen, dass es sie gibt. Für jeden dieser Berufe wird auf der Webseite beschrieben, welche Ausbildung man braucht, um ihn ausüben zu können. Wenn du einen Beruf anklickst, findest du auch eine Beschreibung der Tätigkeiten, die den Beruf ausmachen, Beschäftigungsmöglichkeiten und Einstiegsgehalt. Zu den meisten Berufen gibt es auch Fotos und Videos von Menschen, die genau diesen Beruf ausüben und ihren Arbeitsalltag beschreiben.

    Durch das Berufslexikon kannst du viel Neues erfahren, wenn du Folgendes ausprobierst:

    1. Wähle aus dem Berufslexikon einen Beruf aus, der dich schon immer interessiert hat.
    2. Wähle aus der Liste zwei dir völlig unbekannte Berufe aus, die interessant klingen.
    3. Wähle einen vierten Beruf den du kennst, aber noch nie für dich selbst in Betracht gezogen hast – etwa weil du der Meinung bist, dass dieser nur vom jeweils anderen Geschlecht ausgeübt wird. Vielleicht hast du schon einmal Aussagen gehört wie: „Du willst Friseur werden? Du bist doch kein Mädchen.“ oder „Autos reparieren – das ist doch nichts für Mädchen, da machst du dich nur schmutzig.“ Überlege, ob solche Aussagen ein Grund für dich wären, einen Beruf nicht auszuwählen.
    4. Beantworte nun für deine 4 ausgewählten Berufe folgende Fragen:
      • Welche Tätigkeit würde mir in diesem Beruf am meisten Spaß machen? Warum?
      • Was gefällt mir wahrscheinlich nicht an diesem Beruf?
      • Habe ich Fähigkeiten, die ich in diesem Beruf brauchen könnte und die ich weiter entwickeln könnte? Wenn ja, welche bzw. welche nicht?
      • Würde mich dieser Beruf glücklich machen?
      • Formuliere noch 2 eigene Fragen, die du als wichtig für die Berufswahl empfindest und beantworte diese.
  • Die meisten Mädchen entscheiden sich in Österreich für nur drei Lehrberufe – richtig geraten: Die Berufe sind Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Bei den Burschen ist die Konzentration auf einzelne Berufe nicht ganz so groß. Die Top 3 der von den Burschen gewählten Lehrberufe waren 2015: Metalltechnik, Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik.

    Warum glaubst du, entscheiden sich Mädchen und Burschen für so unterschiedliche Berufe? Hängt es vielleicht damit zusammen, dass es nur wenige Vorbilder gibt, also Frauen die z.B. als Mechatronikerinnen arbeiten oder Männer die als Sekretär (Bürokaufmann) beschäftigt sind? Falls du dich schon für einen Beruf entschieden hast: Überlege, wovon du diese Entscheidung abhängig gemacht hast. Inwiefern haben dich zum Beispiel deine Eltern, Freunde und FreundInnen oder LehrerInnen beeinflusst? Auch wenn du dich noch nicht festgelegt hast, in welche Richtung du beruflich gehen möchtest, solltest du darüber nachdenken, welche Anhaltspunkte (Kriterien) für dich bei der Berufsauswahl besonders wichtig sind.

  • Um die Situation in deiner Region genauer zu analysieren ist es hilfreich, wenn du zuerst das Angebot an Lehrstellen in deinem Bezirk dokumentierst. In einem ersten Schritt solltest du herausfinden, welche Lehrberufe am häufigsten angeboten werden. Auf der folgenden Website kannst du das leicht recherchieren: lehrbetriebsuebersicht.wko.at. Wenn es sehr viele verschiedene Lehrstellen in deinem Bezirk gibt, solltest du die einzelnen Lehrberufe zunächst in übergeordnete Berufsbereiche/Kategorien zusammenfassen um eine bessere Übersicht zu erhalten. Eine Möglichkeit wäre, dass du die Einteilung vom Berufslexikon verwendest. Gibt es nur sehr wenige Lehrberufe in deinem Bezirk, ist eine Einteilung in Kategorien vielleicht überflüssig.
  • Was fällt dir auf, wenn du dir deine Dokumentation anschaust? Gibt es z.B. Wirtschaftsbereiche, für die in deinem Bezirk überhaupt keine Lehrstellen angeboten werden? Welche Rückschlüsse kannst du auf die wirtschaftliche Struktur deines Bezirks ziehen? Vergleiche dazu auch das Lehrstellenangebot in deinem Bezirk mit dem eines Nachbarbezirks. Welche Unterschiede fallen dir auf? Gibt es Unterschiede zwischen städtisch und ländlich geprägten Bezirken?
  • Jugendliche, die in einer Region wohnen, wo nur wenige Lehrstellen und wenig unterschiedliche Lehrstellen zur Verfügung stehen, sind also benachteiligt, wenn es darum geht, eine Ausbildungsstelle zu bekommen, die ihnen gefällt. Welche Möglichkeiten haben diese Jugendlichen, um trotzdem ihren Traumjob erlernen zu können. Ist z.B. Pendeln eine Möglichkeit? Könntest du dir vorstellen, in einem anderen Bezirk als in deinem Wohnbezirk eine Lehre zu beginnen? Was spricht dafür, was dagegen?
  • Wie du bereits festgestellt hast, gibt es eine riesige Auswahl an Berufen. Vielleicht ist dein Traumberuf dabei. Vielleicht gibt es deinen Traumberuf aber noch gar nicht, und du musst ihn erst erfinden. Überlege, ganz unabhängig vom bestehenden Angebot, was für dich den idealen Beruf ausmacht. Entwirf deinen eigenen Traumberuf entsprechend deiner Interessen und Vorstellungen. Welche Ansprüche hast du an deinen Traumberuf? Überlege dann, welcher bestehende Beruf deinen Erwartungen und Vorstellungen am ehesten entspricht. Auf welche Ansprüche, die du an deinen zukünftigen Beruf stellst, könntest du eventuell verzichten?
  • Um dem Ziel deines Traumberufs näher zu kommen, musst du selber aktiv werden. Erstelle einen Plan, welche einzelnen Schritte notwendig sind, damit du tatsächlich deinen Traumberuf ausüben kannst.
  • Stell dir vor, jeder Mensch würde sich für gleiche oder sehr ähnliche Berufe interessieren. Welche gesellschaftlichen Auswirkungen hätte es, wenn jeder Mensch ähnliche Interessen hätte und dieselben Ansprüche an seinen oder ihren zukünftigen Beruf stellen würde wie du?

Forschungsmethode

Für diesen Beitrag empfehlen wir die folgende Forschungsmethode:

 

Weitere Infos

Weiterführende kommentierte Links, Materialien und Quellen (Stand Oktober 2016)
  • Berufskompass Online-Tests, die dich bei deiner beruflichen Orientierung unterstützen.
  • lehrbetriebsuebersicht.wko.at Auf der Webseite der österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) kannst du eingetragene Lehrbetriebe finden und auch nach Bezirk und Gemeinde suchen.
  • ams.at/lehrstellen Auf der Webseite des Arbeitsmarktservice (AMS) kannst du aktuell ausgeschriebene Lehrstellen nach Bundesländern, Bezirken und Gemeinden suchen.
  • berufslexikon.at Auf dieser Webseite findest du detaillierte Beschreibungen zu insgesamt knapp 1800 Berufen inklusive der dafür nötigen Ausbildungen. Informationen gibt es unter anderem zu Anforderungsprofilen, Beschäftigungsmöglichkeiten, offenen Stellen, Einstiegsgehalt. Darüber hinaus gibt es zu vielen Berufen auch Video-Porträts.
  • whatchado.com Auch auf dieser Homepage kannst du dir Videos zur Frage: „Welche Berufsmöglichkeiten gibt es?“ ansehen. Personen aus den verschiedensten beruflichen Bereichen geben hier Antworten auf folgende Fragen: Welche 3 Ratschläge würdest du deinem 14-Jährigen geben? Was steht auf deiner Visitenkarte? Was ist das Coolste an deinem Job? Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich? Worum geht’s in deinem Job? Wie schaut dein Werdegang aus? Ginge es auch ohne deinen Werdegang?
  • WKO-Lehrstellensuche Diese Seite der Österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) bietet dir eine gute Übersicht und verschiedene Links zum Thema Lehre / Lehrstellensuche.
  • FFG-SchülerInnenpraktika Hier findest du 4-wöchige Sommer-Praktika in Naturwissenschaft und Technik.
  • boysday.at Der Boys' Day findet jährlich in jedem Bundesland statt und bietet Buben die Möglichkeit, in pädagogische und soziale Berufe hineinzuschnuppern.
  • girlsday-austria.at Auch der Girls' Day findet jährlich in allen Bundesländern statt und bietet Mädchen die Möglichkeit, verschiedenste Berufe auszuprobieren.
  • maedchen-lehre-technik.at Im Blog Mädchen – Lehre – Technik des Mädchenzentrums Klagenfurt erhältst du Einblicke in unterschiedliche technische und handwerkliche Lehrberufe.
  • mafalda.at Für Mädchen aus der Steiermark: Das FrauenBerufsZentrum in Graz unterstützt dich bei der beruflichen Orientierung.
  • amazone.or.at Für Mädchen aus Vorarlberg bietet Amazone Unterstützung bei der Berufsauswahl.
  • Bundesministerin für Frauen und Öffentlicher Dienst (2010): Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. Wien: Bundeskanzleramt. Kapitel 2. Bildung, S. 77‒124. Im Kapitel Bildung im Frauenbericht 2010 findest du auf S. 101‒103 auch Daten zu Lehren und Lehrabschlüssen.
  • Hofer K., Skrivanek I. und Tomic M. (2015): Migration und Lehre. Über die Ursachen der unterschiedlichen Nutzung des österreichischen Lehrstellenangebotes. Wien: ÖGB Verlag.
Beitrag: Nadine Reich, Andrea Wimmer-Etz, Rifat Zejno, Martin Wenk, Christiane Hintermann